Vor 20 Jahren: Magni Guzzi Australia

Vor zwanzig Jahren vorgestellt: Die gepimpte Magni Guzzi Australia. Das Stuttgarter Motorrad schrieb damals zur traumhaften und seltenen Sportmaschine mit dem italienischen Rahmen und dem V2-Motor aus Mandello folgendes: „Die Gebrüder Magni, die Guzzi schneller machen, als es das Werk erlaubt, haben der Daytona Beine gemacht. Pardon, ein neues Fahrwerk gestrickt. Australia heißt der neue Renner aus naheliegenden Gründen: Im fernen fünften Kontinent hat die getunte Version bei den Superbike-Rennen nämlich mächtig abgesahnt. Eine reife Leistung, denn am eh schon sämig drehmomentstarken Motor der Daytona haben die Guzzi-Spezialisten aus dem oberitalienischen Samarate nur wenig rumgepfriemelt. Dafür aber das Triebwerk als tragendes Teil in den unten offenen Rohrrahmenaus Chrommolybdänstahl integriert, den sie im Lenkkopfbereich gebührend verstärkten. Bei White Power haben die Magnis Federbein und Fi-Upside-down-Gabel geordert. Straßentauglich hergerichtet kostet die Australia, die von mit 120/70-17er Reifen und hinten mit 180/55-17ern bestückt ist, 29.800 Mark.“ Die Magnis sind übrigens Vater und Sohn Magni. Vater Arturo war Cheftechniker und Rennleiter von MV Agusta in der goldenen Zeit, u.a. mit Giacomo Agostini, der 13 seiner 15 Weltmeistertitel mit MV Agusta errang.

Jubiläum: 20 Jahr Guzzi e piu

News von Guzzi e piu. Martin Hagemann schreibt uns: 20 Jahre ist es fast nun her, daß ich mich auf die kleinen Moto Guzzi Modelle spezialisiert habe. Dies haben wir zum Anlaß genommen, am 28. September 2013 eine Jubiläumsfeier zu veranstalten. Mit Leistungsprüfstand, TÜV Beratung, Band, … Außerdem Aktionen, Sonderpreise, Sonderfahrzeuge, Neu- und Gebrauchtfahrzeuge. P.S.: Wer eine Unterkunft benötigt, bitte anfragen. Wo die Feier steigt? In der Wittumstraße 18, D-76707 Hambrücken, Tel. 07255/397449, Mobil: +49 177 808 19 19. Wie kam Martin Hagemann zu Guzzi? Er erzählt: 1985 kaufte ich mir eine neue V65 Lario. Nach meinem ersten Ventilabriß und immer die gleichen Bemerkungen (Verkauf den Sch…), entschloß ich mich dazu, den Larioclub zu übernehmen und selbst dem Ventilproblem der Lario auf den Grund zu gehen. Heute hat sie 123.000 km ohne weitere Probleme. Seit 1994 hat Guzzi e piu über 200.000 km Erfahrung auf den kleinen Guzzi-Modellen gesammelt.

Vom Schnellermachen, sagt Carl Hertweck

Tja, so ist das mit den alten Büchern. Erst tut man sie als verstaubte, alte Schinken ab. Und dann liest man sich doch hartnäckig fest. Habe wieder eine amüsante Stelle entdeckt, die heute noch für einiges Nicken (heute aber heimlich) sorgt. Hertweck schreibt 1959 vom Schneller machen. „Mit dem Schnellermachen ist es wie mit Frauen – das kann einen Mann faszinieren. Man muß dazu auch sehr viel wissen und sehr behutsam vorgehen – mit Patenrezepten geht es nicht, in beiden Fällen. Und hier steht auch Mann und nicht Möchtegernheini. Die Wahrscheinlichkeit, daß aus einem Möchtegern doch noch ein Könner wird, ist in beiden Fällen ungefähr 1:10 – also letztlich eine Intelligenzfrage, und Intelligenz ist Mangelware, noch nie so wie heute.“

Welches Benzinsorten braucht Moto Guzzi?

Welches Benzin ist das beste? Diese Frage beschäftigt die motorradfahrende Menscheit schon über 100 Jahre. Also gibt es eine Menge Literatur zu diesem Thema. Eigentlich müßte auf eine italienische Maschine italienisches Benzin. Das gibt es aber nicht. Sondern nur Benzinfirmen aus Bella Italia, die ihre Rohstoffe aus aller Welt, meist aus Arabien beziehen. Kein Vorteil für Agip und so. Und Super, Super Plus, Super 100/102 (Shell V100, Aral Ultimate)? Carl Hertweck schreibt bereits vor 55 Jahren in Besser machen: Arbeiten an Motorrädern folgende Sätze. “Das ist überhaupt keine Frage. Man fährt zunächst gemeines, billiges Fahrbenzin, das billigste, das man kriegen kann.“ Heute ist das E10. Verträgt zwar nicht jeder Oldtimer, vor allem die Schläuche nicht. Aber Moto Guzzi hat ja einige Modelle freigegeben. Seit 20 Jahren sind eigentlich alle Viertakter mit E10 problemlos betankbar. Macht nur fast keiner, vielleicht 15% aller motorisierten Verkehrsteilnehmer, und sicher noch weniger bei den von ihrer Wesensart eher konservativen Motorradfahrern.

Einfahren: Praxistipps aus den 2010er Jahren

Heute ist die von Carl Hertweck geschilderte Einfahrproblematik weitgehend Geschichte, ein Relikt aus der Vergangenheit. Damals wurden Tipps und Trucks gegeben, wie und wo (Kalkstraßen!) man den Motor wie stark scheuchen mußte. Minutiös, penibel, gefährlich. Und das bei meist zehn bis zwanzig PS. Auch heutiger Sicht: gähn! Heute zählt beim Einfahren neuer Motoren: Nicht auf die Autobahn gehe und Dauervollgas abspulen. Sondern mit wechselnden Lastzuständen auf die Landstraße gehen. Zügig fahren, viel schalten, nicht Vollgas im 6. Gang in der Ortschaft. Das paßt, man muß sich ja erst ans neue Potenzbike gewöhnen. Wie reagiert es, wo, wie, wann, wie stark? Diese Eingewöhnungsphase brauchen Fahrer und Motor, das ist gut und spannend. Beim einen länger, beim anderen kürzer. Noch ein Tipp: Auf den Ölstand achten. Und nach rund 1.000 km sollte man Öl und Ölfilter gegen tauschen. Dann geht Schmackes ohne Probleme.

Einfahren: Tipps aus den 1950er Jahren

Carl Hertweck war damals Chefredakteur vom Stuttgarter Motorrad und schrieb das Standardwerk Besser machen: Arbeiten an Motorrädern. Der streitbare Herr mit stets dezidierter Meinung schrieb über Thema Einfahren, was noch heute grundsätzlich gilt. Zitat Hertweck: „Den werksneuen Motor… kann man vom Fleck weg mit ziemlich viel Ga fahren. In Steigungen oder bei viel Gegenwind ist die Geschwindigkeit gleichgültig, man zieht dann das Gas zur zu 2/3 auf, ganz gleich in welchem Gang und bei welcher Geschwindigkeit.“ Weiter: „Bummeln ist aber witzlos, der Motor soll ja UNTER LAST warm werden. Nach 25-30 km zieht man auf einem ebenen Stück mal Vollgas und achtet darauf, ob der Motor dieses Vollgas auch annimmt, ob er also lebhaft anzieht und beschleunigt.“

Moto Guzzi Nuovo Falcone im Oldtimer Markt

Leider nicht im aktuellen, sondern in 11/2001. Fiel mir gerade beim Stöbern in die Hände. Geschrieben von Peter Mergelkuhl. Er nannte die Nuovo Falcone das richtige Motorrad zur falschen Zeit. Zitat: „Dampfhammer, Bulldog, Schiffsdiesel, gebaut für die Ewigkeit – mit solchen Attributen empfinden Einzylinderfans 1971 die neue Moto Guzzi. Der stoische, niedrig drehende Motor erinnerte nicht nur sie an vergangene Epochen.“ Weiter schreibt Mergelkuhl: „Angesichts der neuesten japanischen Mehrzylinder wirkt die Nuovo Falcone schon bei ihrem Erscheinen wie ein wandelnder Anachronimus… 140 km/h Höchstgeschwindigkeit gibt Moto Guzzi an, und wer sich richtig klein hinter den beiden Rundinstrumenten macht, mag diese Marke vielleicht auch erreichen.“ Und: „Aber solche Kritik dürfte die Guzzi-Oberen wenig kratzen, Geld in die Kasse bringen weiter die Behördenmodelle. Mehr als 13.000 Exemplare laufen vom Band, während die Zivilversion auf nicht einmal 3.000 Stück kommt.“ “1976 endet die Geschichte des bislang letzten Einzylinders von Moto Guzzi sang- und klanglos. Wer weiß, wie sie ausgegangen wäre, wenn die Italiener nur ein wenig länger durchgehalten hätten: Just zu diesem Zeitpunkt wird im fernen Osten der Grundstein für eine vehemente Renaissance des längst totgeglaubten, urigen Viertakt-Eintopfes gelegt.“