Hallo Zacherle,
Bevor ich mir die V7 Stone Centenario zugelegt habe, fuhr ich 15 Jahre eine 99er Kawa W650 (Vorgängerin der W800).
Die Kawa wurde etwa 10 Monate im Jahr benutzt und hatte am Ende etwa 110.000km.
Die W650 war Grundsolide und hat mich nie im Stich gelassen. Warum habe ich nun eine Guzzi?
Im direkten Vergleich schien mir die V7 das "modernere" Motorrad zu sein und 15PS / 20Nm mehr war auch ein Argument.
Was mich bei der W650 immer gestört hat, war das ewige Schmieren und Einstellen der Kette.
Nach 200km musste man schon wieder tanken (15Liter-Tank) und das Chrom verlangte nach regelmässigem polieren (Insbesondere die Speichen, die sonst fest rosten).
Gut war, dass sie noch einen Kick-Starter hatte und so auch im Februar wieder gestartet werden konnte.
Vergleicht man die W650 mit der W800, so hat man den Eindruck dass Kawa in den letzten 24 Jahren immer nur das absolute Minimum in die Weiterentwicklung gesteckt hat. Deswegen empfand ich den Preis happig. Ich kann mir vorstellen, dass dieser Faktor auch andere Interessenten verstimmt.
Zur Guzzi.
Im Gegensatz zur W650 hat der Tank der V7 eine vernünftige Grösse (20Liter), ausserdem hat die Stone kein Chrom, keine Speichen die Rosten können und keine Kette. Man fährt sie einfach. Für den Rest sind beide Maschinen recht vergleichbar.
Ich bin erst 3500km gefahren, aber ab dem ersten Kilometer fühlte ich mich auf der Guzzi "Zuhause".
Einige Dinge sind bei Guzzi anders / gewöhnungsbedürftig.
Meine Feststellungen:
- Die Vibrationen sind präsenter. (360° Twin ist eben nicht 90°V).
- Der Motor ist längs eingebaut. Das verlangt bei langsamen Kurvenfahrten mehr Konzentration - insbesondere am Anfang.
- Wegen der Drehrichtung des Motors legt die Maschine sich fantastisch in Rechtskurven (an Anfang hier aufpassen!).
- Die Übersetzung ist recht kurz und hätte länger ausfallen können. (Dabei ist der erste Gang recht lang Übersetzt - 13km/h ist minimum)
- Durch die kurze Übersetzung pendele ich mich auf der Autobahn bei +/- 120km/h ein (was ich sehr angenehm finde).
- Der Neutral ist kniffelig zu finden, für den Rest schaltet sich das Getriebe gut.
- Die Griffe sind etwas schmal. Der Rand meines Handballens liegt immer auf den Rand des Griffs auf. Das ist nach einer Zeit unangenehm (Handschuhgrösse 11).
- Der Tank ist länger als auf der W650, bzw. der Lenker ist anders und man muss ich etwas mehr strecken um an die Griffe zu kommen.
- Wenn warm, springt sie manchmal erst beim zweiten Versuch an (Firmware vom Mai 2022 ist drauf)
- Genau wie bei der W650 ist es auch bei der V7 schwer, schöne und praktische Seitenkoffer/Seitentaschen zu finden die Abschliessbar sind
(Bei der W650 wurden es dann die kleinen H&B Alu-Koffer).
Aber die Guzzi macht richtig Spass. Sie zieht ab 3200U/min gut durch, ab 5000 kommt noch etwas Schub hinzu (aber wer braucht schon 5000U/min auf einer Guzzi V7?)
Bereut habe ich den Kauf nicht. Schade ist nur, dass ich nicht mehr Zeit im Sattel dieser Maschine verbringen kann.
Gruss von der Mosel.