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Unbekanntes Friaul - Teil II


Lutz

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Ende August 2018: Obwohl ich mich schon öfters im Friaul ´rumgetrieben habe zieht es mich immer wieder dorthin, um einige weiße Flecken von meiner "Alpenstraßen-To-Do-Liste" zu radieren. Am Vortag war ich im westlichen Teil unterwegs, folglich ging es nun gen Osten. Diesmal fiel ich übers Nassfeldjoch in Italien ein, die Kärntner Rampe besser ausgebaut, die Furlaner Seite landschaftlich schöner.

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Der tief eingeschnittenen Schlucht des Rio Bombaso folgend schlängelt sich die Piste abwärts, oberhalb des Basisortes Pontebba stoppte der wenige Verkehr: Polizei, Feuerwehr, Rettungswagen - und über der Schlucht kreiste der Heli und seilte einen Retter ab - ein Unfall... Zeit für mich den eigenen Fahrstil zu überdenken - oder wie andere Zeitgenossen mit gezogener Massenverblödungswaffe vorzulaufen um spektakuläre Clips zu posten. 

Schon in Pontebba verließ ich die Staatsstraße um über Studena Alta die Sella Cereschiatis zu erklimmen. Der Pass besticht weder durch Höhe noch durch Aussicht, aber die Strasse ist herrlich zu befahren. Im Val d´Aupa ging es abwärts, wenige weit verstreute und teilweise nahezu unbewohnte Orte säumen die Strecke, flankiert vom mächtigen Felskoloss der Creta Grauzaria.

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In Moggio Udinese am Ende des Tales erreichte ich die Staatsstraße wieder, nur um sie ein paar Kilometer weiter gleich wieder zu verlassen und ins Val Resia abzubiegen. Am steinigen Bachbett des Torrente Resia ging es weiter, den wuchtigen Felsklotz des Kanin  im Vorblick. Bei der Hitze sah der Bach mit seinen Geröllbänken sehr einladend aus und ich nahm ein kurzes Bad im eiskalten und (vorher!) glasklaren Gebirgswasser - herrlich! Ab Lischiazze änderte sich der Straßenzustand, ein löchriges schmales Asphaltband führte mit einigen Kehren durch dunklen Gebirgswald zur Sella Carnizza, einem wenig bekannten Übergang in den Julischen Alpen.

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Der kleine Weiler auf der Passhöhe besteht haupsächlich aus kleinen Hütten - und einer Trattoria! Das war genau der richtige Zeitpunkt für eine Portion hausgemachter "Pasta Aglio Olio" mit gartenfrischen Kräutern und einen Espresso doppio.

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Ein paar ältere Herren Rollerfahrer unterhielten sich am Nachbartisch in einer Sprache, die kaum italienisch klang - klar doch, das Val Resia ist hauptsächlich von Slowenen besiedelt. Wie nun weiter? Über den Uccea- / Ucija-Sattel hinüber nach Zaga in Slowenien ist es nicht weit und dann an der Soca /Isonzo entlang...? Ein Blick aufs zusammenfaltbare Papiernavi genügte, das wäre zu weit geworden, ich wollte ja gemütlich touren und nicht bloß Kilometer schruppen. Also wieder zurück durchs Resiatal und auf der Staatsstraße ein Stück Richtung Tarvisio, ab Dogna sollte es ja noch die tolle Strecke zur Sella Somdogna geben, zwar eine Sackgasse - aber unbedingt fahrenswert! Oberhalb einer tiefen Schlucht schmiegt sich die Straße eng an die Felswände und auf der anderen Seite der Schlucht erhebt sich majestätisch das gigantische Felsmassiv des Jôf di Montasio mit einer der höchsten Steilwände im gesamten Alpenraum.

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Reste von österreichischen Unterkünften aus dem 1. Weltkrieg zeugen davon, dass auch diese Straße für militärische Zwecke angelegt wurde und es in dieser tollen Landschaft nicht immer so friedlich zuging. 

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Auf der Passhöhe endete der Asphaltbelag , bis zur Abfahrt nach Valbruna im Kanaltal "fehlen" etwa 3 Kilometer Straße. Ein schmaler Schotterweg geht zwar noch etwas weiter, wird aber dann zum Trampelpfad über eine Schlucht, wo selbst die härtesten Mountainbiker ihr Roß schultern. Also zurück ins Fellatal und nach Pontebba - und wieder zog ein Gewitter auf. Dieses habe ich auf der Piazza unter der Markise eines Eiscafes vorbeiziehen lassen. Eisbecher alle - Gewitter vorbei - also weiter! Leider verhinderte wie am Vortag das Wetter mein Vorhaben, das Tal der Pontebana war rabenschwarz, die Fahrt über den Passo del Cason di Lanza  und die Forcella Lius zum Plöcken konnte ich abhaken. Also ging es übers Nassfeld zurück nach Kötschach-Mauthen und am nächsten Tag zurück nach Nürnberg.

Und die Mille GT, mein altes Schlachtroß ist wie immer bestens gelaufen.

 

Auch hier gibts ein cineastisches Machwerk dazu: 

 

   

     

Edited by Lutz
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Lieber Lutz,

nochmals ein großes Kompliment, deine Reiseberichte sind hervorragend geschrieben. Klingt wie aus einem Reiseführer, und zwar aus einem guten. Machst Du beruflich etwas in der Richtung?

Das kurz erwähnte Tal der Soca in Slowenien kann ich übrigens sehr empfehlen, landschaftlich ganz wunderbar. Wir sind vor einigen Jahren an Ostern von Kranska Gora aus über einen wegen Schnee offiziell noch gesperrten Pass (inoffiziell war er dann doch offen) ins Socatal gefahren, hat mich sehr beeindruckt.

Grüße, Andreas

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vor 7 Stunden schrieb wizard:

Klingt wie aus einem Reiseführer, und zwar aus einem guten. Machst Du beruflich etwas in der Richtung?

Nö, was gaaanz anderes, ich bin Lokführer (oder neudeutsch Triebfahrzeugführer) im Güterverkehr bei DB Cargo.

Zitat

Das kurz erwähnte Tal der Soca in Slowenien kann ich übrigens sehr empfehlen, landschaftlich ganz wunderbar. Wir sind vor einigen Jahren an Ostern von Kranska Gora aus über einen wegen Schnee offiziell noch gesperrten Pass (inoffiziell war er dann doch offen) ins Socatal gefahren, hat mich sehr beeindruckt.

 

Du meinst sicher den Vrsic-Sattel, schöne Strecke! 

Edited by Lutz
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Am 29.1.2019 um 18:42 schrieb Lutz:

Du meinst sicher den Vrsic-Sattel, schöne Strecke! 

Ja, genau, die Strecke war es (an den Namen habe ich mich nicht mehr erinnert). Geht mitten durch den Triglav-Nationalpark, wunderschön, und mündet ins Socatal.

Grüße, Andreas

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Tolle Gegend, hilfsbereite Bewohner. Hatte vor langer Zeit am Sella di Razzo / Sauris di Sopra einen Ölwannenschaden mit einem Moped (AME Chopper) das für die damals noch geschotterte Piste nicht gebaut war. Der FIAT-Werkstattmeister in Ampezzo hat sie morgens um acht dann ausgebaut, geschweißt, .... und mittags ging es weiter.

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