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Fahrt nach Travemünde Priwall und Besuch der "Passat"


MV_Oldtimer

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06.00 Uhr ein Blick aus dem Fenster - dicker wattiger Nebel wabbert in den Bäumen und an den Straßenlaternen erkenne ich , dass die Sicht kaum 100 m beträgt . Ein Blick auf das Thermometer löst bei +5,5°C auch keine Begeisterungsstürme aus . Nichtsdestotrotz der Riese (Riesenschnauzer Hakon) muss aufstehen und wir fahren unsere einstündige Radtour durch die Rostocker Heide . Sieht gespenstig aus wie der Nebel zwischen den Bäumen hängt .

Wir haben seit zwei Tagen Besuch , das Forumsmitglied Andreas Schilling ist unser Gast . Er will am Freitag weiter fahren - erst mit Westkurs nach Kiel und von dort weiter mit NNW-Kurs . Ich werde ihn bis Travemünde zur Fährstelle am Priwall , wo die Fähre über die Trave setzt , begleiten . Durch diese Tour habe ich die Möglichkeit einen schon länger gehegten Plan , den Besuch des Museumschiffes Passat , in die Tat um zu setzen . Ich bin immer noch fasziniert von Großseglern und nutze jede Gelegenheit um solche Schiffe zu besuchen .

Gegen 09.00Uhr löst sich der Nebel auf und die Sonne hat mal wieder gewonnen . Andreas und ich fahren mit den Guzzis los und wollen auf einer küstennahen Route nach Travemünde fahren . Von meinem kleinem Dorf geht es erst mal in Richtung Warnemünde / Hohe Düne und dort setzen wir mit der Fähre über die Warnow ,um dann weiter nach Börgerende , Heiligendamm in Richtung Kühlungsborn zu fahren . Kühlungsborn umfahren wir auf der Umgehungsstraße . Es geht weiter über eine für unsere Verhältnisse kurvenreiche Strecke in einem Waldgebiet in Richtung Kröpelin und dann Neubukow . Andreas ist vielleicht ein wenig enttäuscht , dass wir hier nicht direkt am Wasser der Ostsee lang fahren .Aber so ist das hier nun mal , wenn dicht am Wasser , dann ist ein Deich dazwischen . Wer am Strand längst will sollte am Strand wandern . Von Neubukow fahren wir über Pepelow am Salzhaff entlang . Auf der Anhöhe von Klein Strömkendorf hat man einen wunderbaren Blick auf das Salzhaff . Von diesem Halt fahren wir bei Fährdorf auf die Insel Poel und besuchen Timmendorf ( habe in anderen Reiseberichten von Wismar und Poel berichtet ) . Andreas schießt ein paar Fotos und dann düsen wir wieder ab nach Wismar . Im "Alten Hafen" von Wismar machen wir einen kurzen Halt , essen ein leckeres Fischbrötchen und fahren dann weiter auf der Nebenstrecke nach Klütz und Dassow . Eine ruhige ordentliche Straße und eine entspannte Fahrt . Dassow , eine der kleinsten Städte Deutschlands , ist es wert , dass man ein paar Worte darüber verliert . Trotz Eingemeindung der umliegenden Dörfer hat die Stadt Dassow nur 4000 Einwohner . 1938 erhielt die Stadt ihr Stadtrecht . Wer sich in dieser im Klützer Winkel umschaut , sollte das Kleinod Dassow auf jedem Fall besuchen . Zu DDR-Zeiten war Dassow ein Städtchen im Grenzgebiet , der angrenzende See gehörte schon zu Lübeck . Die Bewohner von Dassow hatten zu dieser Zeit sehr viele Einschränkungen zu erleiden . Wir konnten uns in Dassow nicht lange aufhalten , denn Andreas hatte noch einen ordentlichen Tampen seiner Reise vor sich . Von Dassow fuhren wir auf Nebenwegen nach Travemünde (ist nicht zu empfehlen!) . Es ist schon besser die normale Anfahrt nach Travemünde Priwall zu benutzen . An der Fähre verabschiedeten wir uns und ich fuhr zum Passathafen um mein Schiff zu besuchen . Am Passathafen liegt die Viermastbark "Passat" an den Dalben in der Trave . Sie ist jetzt ein Museumsschiff . Der Zugang zum Schiff erfolgt durch einen großen Yachthafen . Hier liegen große sehr teure seetüchtige Yachten der Geldärsche und viele kleinere Segel- und Motorboote der Minderbemittelten . Was da im Yachthafen lag interessierte mich nicht ich hatte nur ein Auge für die Passat . Auf einer Bank dicht an dem Schiff nahm ich Platz und bewunderte das stolze Schiff mit seinen klaren Linien . Auch ohne Segel ist so ein Schiff eine Augenweide . Die Passat wurde 1911 für die Reederei Laiesz gebaut . Sie war in der Salpeterfahrt Kontinent - Chile - Kontinent und in der Getreidefahrt Kontinet - Australien - Kontinent als Frachtsegler sehr erfolgreich . 39 mal umrundete die Passat das gefürchtete Kap Horn . Eine kurze Zeit fuhr die Passat auch als Frachtsegelschulschiff . 1957 war aus Rentabilitätsgründen ihre aktive Zeit beendet und 1959 kaufte die Stadt Lübeck dieses Schiff . Das Schiff musste sehr aufwendig überholt werden . Ich kenne die Geschichte P-Liner genau , aber man kann hier nur ganz oberflächlich etwas dazu sagen . Nur soviel noch , die sich ähnelnde Bauart von 8 P-Linern führte dazu das man von den " 8 -Schwestern " spricht . Alle Großsegler der Reederei Laiesz fangen mit dem Großbuchstaben P an . Dazu gehören natürlich auch die riesigen Fünfmastschiffe Vollschiff "Preussen" und Bark "Potosi" . Die 8 Schwestern sind die " Pangani " , "Petschilli" , "Pamir "( deutsches Segelschulschiff 1957 bei einem Hurrikan im Südatlantik gesunken ) , "PEKING" , "PASSAT" , "Pola" , "Priwall" und die "Padua" . Das letztgenannte Schiff die "Padua" fährt heute noch als einziger aktiver P-Liner unter russischer Flagge als Schulschiff "Krusenstern" . In meiner Zeit als Seelotse habe ich die "Krusenstern" öfter lotsen dürfen und habe diesen Job immer sehr gerne gemacht . Außer der "Padua"/"Krusenstern" existieren von den 8 Schwestern nur noch die "Passat " und die "Peking" . Alle anderen sind gesunken , gestrandet oder verschrottet . Die "Peking" ist mit einem Dockschiff von New York nach Hamburg überführt worden . Man hatte die "Peking " in New York als Museumsschiff total verrotten lassen . Jetzt wird sie auf der Peters-Werft in Wewelsfleet überholt und wird dann in Hamburg als Museumsschiff dienen .

Auf meiner Bank sitzend dachte ich darüber nach was die Städte Lübeck , Hamburg und Bremerhaven für den Erhalt ihres maritimen Erbes tun und wie schäbig und erbärmlich sich meine Heimatstadt Rostock dieses maritime Erbe verwaltet . Geldsorgen werden hier in Rostock immer vorgeschoben , aber die haben alle Städte . Der kleine Unterschied ist nur , dass die benannten Städte , die ihr maritimes Erbe ordentlich verwalten auf Nachhaltigkeit setzen und andere Prioritäten erkennen .

Nach zirka 1,5 Stunden war ich mit allen meinen Gedanken und Tagträumen im Reinem und ich sagte tschüss zur Pamir . Die Rückfahrt erfolgte zügig über die BAB A20 . Die Tageskilometerablesung ergab 272km und 6,1 ltr Verbrauch auf 100 km und die BREVA war ohne Fehl und Tadel wunderbar gelaufen .

 

Helge:D :D

 

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Edited by MV_Oldtimer
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Guest Starkbier

Hallo,

 

habe den Bericht genüsslich gelesen!

Einfach eine schöne Gegend in der Du lebst.

Und diese großen Segelschiffe sind schon etwas ganz besonderes.

Ein Besichtigen dieser hat mir immer viel Spaß gemacht.

Gerade diese vielen technischen Details an Bord fand ich immer sehr interesant.

Und dann noch das viele Holz...einfach klasse.

 

Grüße an Dich, Andreas und die anderen Guzzisten

Jochen

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Hallo Helge. Wunderschön dein Reisebericht. Ich freue mich, daß es dir gut geht und die Freude am biken dir erhalten geblieben ist. Deine Tagträume beim Anblick dieser Schönheiten kann ich mir gut vorstellen. Ich war mit meiner Familie letztens auch eine Woche an der Ostsee (Heringsdorf). Es ist immer wieder schön, egal welches Wetter. Wir lieben die Ostsee !

Gruß Lutze

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Guest christian b.

Hallo Helge, hallo Lutze,

 

wir waren bis vor zehn Tagen auf der anderen Seite der Lübecker Bucht, in Rettin. Mit Blick auf die Hafeneinfahrt nach Travemünde. Und haben wieder vortrefflich entschleunigen können, wie seit nunmehr zehn Jahren, die wir regelmäßig dort Urlaub machen. Nur für einen Motorradurlaub hat es bislang nicht gereicht, wobei Helge sich alle Mühe gibt, uns anzufüttern! Vielen Dank für den tollen Bericht!

 

Euch allen weiterhin alles Gute und bleibt gesund!

 

Christian.

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@ Talbot Matra , @HJA , @Starkbier , @christian b. , @Popsibella , @ Flacheisentreiber , @ Andreas Schilling DANKE für eure Rückmeldung . Ja MV ist auch ein Land wo sich das Reisen lohnt .

ANDREAS - schöne Bilder . Eigene Gesundung : "Wer sich aufgibt hat verloren" . Motorradfahren ist auch ein Grund weiter zu machen .

Gruß Helge@

Edited by MV_Oldtimer
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